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16 | März |
01.03.16 |
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02.03.16 | Meine Nacht: zuerst in den Tagesthemen ein Interview des ARD-Korrespondenten aus Kairo mit Assad in Damaskus, dann auf Phönix die Berichte vom Super Tuesday in den USA, dann die Siegesfeier und Pressekonferenz von Donald Trump, der von Chris Christie vorgestellt wird: und hier kommt der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. Dann steht er während Trump spricht mit versteinertem Gesicht neben ihm, als hätte ihn da jemand festgeklebt. Um das Maß vollzumachen zeigt Phönix dann auch noch eine Filmbiographie von Hillary Clinton. Beim Radfahren heute gesehen. Zu den Autobiographie-Notizen: In meiner Erinnerung hatten wir alle Szenen in Berlin zuerst gedreht und sind erst dann nach Italien gefahren. Jetzt sehe ich der Hauptdreh war - nach Italien - in Berlin. Der Grund, warum für Herbert Fritsch in der Wohnung kein Platz mehr war. Als er sich rasieren will, endeckt er diesen "Liebesbrief", mit teurem Lippenstift geschrieben, auf seinem Badezimmerspiegel. Das "Dich" ist mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Jeder Psychologe hätte ihm sagen können, dass er das nicht wörtlich nehmen darf und dass er das "hasse" durch "liebe" ersetzen könne. Ich muss gestehen, dass ich das in meinem Leben auch schon mal erlebt habe. Hier auf der Baustelle am Potsdamer Platz will Herbert Fritsch ein modernes Kinocenter bauen, denn" in zehn Jahren tobt da das Leben", sagt er zu seinem Kompagnon. Wie recht er da hatte. Vor allem während der Berlinale. Herbert Fritsch versucht von seinem Bankdirektor, gespielt von Alexander Malkowski ((†), einen Kredit für sein geplantes Kinocenter zu kriegen. Der Vater von Laura Tonke ist zu Besuch gekommen. Auf ihren Wunsch kommt er mit einem Blumenstrauß. Das zweite Kind der Beiden wird getauft. Einmal ist sie vorher zu ihm in die Abstellkammer gekommen und wollte kuscheln. Dabei wurde vermutlich das zweite Kind gezeugt, denn sie hatten seit einem halben Jahr nicht mehr miteinander geschlafen. Er sagt, ich weiß gar nicht mehr, wie das geht. Sie sagt, leg dich einfach wieder hin. Ich mach das schon. Die dritte Phase in der Ehe beginnt. Laura Tonke sucht einen Privatdetektiv, gespielt von Johannes Herrschmann, auf… …denn sie hat geträumt, dass ihr Mann sie betrügt. Er fragt nach, ob sie nicht weitere Anhaltspunkte habe. Sie hat keine. Er nimmt trotzdem den Auftrag an und verlangt fünftausend DM Vorschuss. Dass Frauen beim Träumen Dinge erleben, die noch gar nicht passiert sind oder gerade dabei sind zu passieren, habe ich auch schon erlebt. Und da ich zur Zeit die Kurzgeschichten von Stephen King lese, finde ich das gar nicht allzu fantastisch. Laura Tonke besucht Marquard Bohm, ihren Vater, der jetzt im Krankenhaus liegt. Er ahnt, dass er bald sterben wird. Aus der Gegenwart: Gerade bin ich mit den Autobiographie-Notizen fertig geworden, gehe in die Küche und sehe durchs Fenster. Der Himmel ist blutrot. Ich nehme meinen Fotoapparat und renne raus. Da regnet es inzwischen. Schade, dass Serpil Turhan nicht bei mir ist. Oder meine Tochter Joya, die ihren Besuch bei mir um 2 Tage verschoben hat, weil das Wetter so schlecht ist. |
03.03.16 |
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04.03.16 | Halbmond über dem Dorfteich. Soeben belomme ich eine email von Professor Takagi aus Kyoto, bei dem ich im vergangenen November war. Er hat von mir eine DVD bekommen und schreibt mir: "Es ist interessant, dass Sie Serpils Dokumentarfilm immer wieder in eine Fiktion verwandeln wollen, wo Sie vor der Kamera das Alltägliche „spielen“. Das bezeugt, dass Ihr Leben von der Fiktion nicht zu trennen ist, dass die Fiktion zu spielen für Sie eine Art Kampf gegen die Zeit ist. Sie sprechen lakonisch wie ein Held in einem Westernfilm vom klassischen Hollywood, erinnern sich an die alten „cool guys“ wie Martin Schäfer oder Maquard Bohm. Vielleicht sind Sie der letzte deutsche „Gunfighter“, der auf der Suche nach der Fiktion immer weiter reitet." Beim Radfahren. Jetzt wird das Glasfaserkabel von Niendorf nach Hohenseefeld manuel in das Leerrohr gezogen. Ich habe wieder Mal einen Auflauf gemacht. Der wartet jetzt auf Joya und Phlipp. Joya lässt mich per Whatsapp wissen, dass sie schon großen Hunger hat. Besuch in ihrem renovierten Zimmer, das sie seit Oktober nicht mehr gesehen haben… …im Garten und… …am Dorfteich. Phlipps erste große Tat für mich. Er hat über dem großen Spiegel eine LED-Lichtleiste angebracht. Zu den Autobiographie-Notizen: Ich will heute mit "JUST MARRIED" zu Ende kommen. Nach dem Besuch im Krankenhaus wird Marquard Bohm, Laura Tonkes Vater beerdigt. Sie geht in eine Disko und sagt einem jungen Mann, dass er ihr gefällt. Die Szene in einer Einstellung gedreht, ist eine Meisterleistung von Carsten Thiele. Bei fast offener Blende immer scharf zu sein, ist ein Kunsstück. Ich denke, das hätte nicht mal Martin Schäfer hingekriegt. Laura Tonke schläft mit diesem jungen Mann aus der Disko. Vorher hat sie in einer Apotheke Präservative gekauft. Um 2 Uhr Nachts kommt sie nach Hause. Herbert Fritsch fragt, wo warst du. Sie sagt, jetzt sind wir quitt. Am nächsten Tag scheint die Sonne und sie gehen mit ihren Kindern am Lietzensee spazieren. Sie will, dass er ihr sagt, den Film seiner Freundin nicht in seinen Kinos zu spielen. Er sagt, ich hab's ihr geschworen. Sie sagt, auf einen gebrochenen Schwur mehr oder weniger kommt's jetzt auch nicht mehr an. Du kommst eh in die Hölle. Er kriegt einen Anruf von ihr auf seinem Piepser. Sie nimmt ihn denPiepser weg und schmeisst ihn in den Lietzensee: Jezt kann Fräulein Weiß solange piepsen, bis sie schwarz wird. Diese Szene ist Herbert Fritsch ziemlich schwer gefallen. Danach kommt in Petra Seegers Film ein Telefonanruf bei Hartmut Mausolf, der mir die Kamera und das Eqipment zu einem sehr günstigen Preis geliehen hat. Er will mir einfach nicht die kleine Moviecam geben, weil die jede Produktion haben will. Da die Dreharbeiten des nächsten Films "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" nur 3 Tage nach dem Drehende von "JUST MARRIED" weitergehen, bemühe ich Himmel und Hölle, damit er sie mir gibt. Karlheinz Oplustil hat mir im übrigens gesten Nacht gemailt, dass Winfried Günther, der den Artikel über mich in "Buchers Enzyklopädie des Films" geschrieben hat, "JUST MARRIED" für meinen besten Film hält. |
05.03.16 | Eine traurige Nachricht erreicht mich heute Nacht von Karlheinz Oplustil. Gudrun Max ist gestern Abend gestorben. Ab 1991 war sie bei "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" und "DIE SONNENGÖTTIN" meine Produktionsleiterin. Wir haben 1991 gemeinsam die Prometheus Filmverleih GmbH gegründet und dann diese beiden Filme ins Kino gebracht. Danach hat sie bei fast allen Filmen die Interviews zusammen mit Karlheinz Oplustil für die jeweiligen Pressehefte bis zum letzten Film "INS BLAUE" gemacht. Sie war mit Karlheinz unzählige Male auf meinem Bauernhof. Manchmal für fast vier Wochen, weil ich woanders gedreht habe. Da hat sie sich dann um meine Blumen gekümmert. Wir sind gemeinsam Fahrrad gefahren, haben gegrillt und Wein getrunken. In den letzten Jahren hat Gudrun jedesmal, wenn sie mit Karlheinz auf dem Bauernhof ankam, gesagt, hier will ich bleiben. |
06.03.16 |
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07.03.16 | Abschied vom Bauernhof. Der Innenhof mit seinen Pflanzen erwartet den Frühling. Mit Joya und Philipp fahre ich nach Berlin. Ich muss wieder zu dem Arzt, bei dem ich schon mal im November war. Damals bin ich mit dem Taxi gefahren, heute mit der UBahn. Jetzt entdecke ich, dass die Arztpraxis gleich neben dem Antiquitätengeschäft liegt, in dessen Schaufenster ein magisches Tablett liegt. Da haben wir eine Szene für "DAS ROTE ZIMMER gedreht. Edda Köchl (†) spielte die Besitzerin. Während wir da drehten, brachte meine ägyptische Freundin mir das sehnsüchtig erwartete Thomebuch aus dem Schüren-Verlag. In einem der U-Bahnhöfe entdecke ich diese Werbung. Ägypten sucht händeringend nach Touristen. |
08.03.16 | Bei dem Wetter hält mich nichts in Berlin. Immerhin habe ich die Gelegenheit genutzt, um eine ganze Menge Archivmaterialien für das Deutsche Filmmuseum hierherzubringen. Joya hat mich gestern auf das neue Ortsschild hingewiesen. Auf dem Rückweg beim Fahrradfahren hab ich's fotografiert. Zu den Autobiographie-Notizen: Während der Dreharbeiten in Berlin, unmittelbar nach unserem Umzug nach Niendorf am 8. August 1997, will ich mit Marquard Bohm besprechen, wann er gebraucht wird und wie er am besten herkommt. Er ist nicht zu erreichen. Ich werde nach mehreren vergeblichen Versuchen unruhig, telefoniere mit seiner Agentur Volker Störzel in Bochum, mit dem Bochumer Schauspielhaus, mit seinem Bruder Hark Bohm in Hamburg. Er soll die Rolle von Laura Lunas Vater spielen, dem im Film das Haus am Pfennigpfuhl mit den fünf weißen Säulen gehört. Ich versuche, einen Ersatz für Marquard zu finden. Zuerst telefoniere ich mit Sepp Bierbichler. Der will nicht. Dann mit Rüdiger Vogler in Paris. Rüdiger ist bereit, mitzumachen. Ich sage, die Gage ist viertausend DM. Am Ende der Dreharbeiten stellt sich heraus, dass er gedacht hat, er bekäme viertausend pro Drehtag und war daher ziemlich enttäuscht. Die Agentur von Marqurd hat irgendwann Marquards Wohnungstür öffnen lassen. Er stand regungslos in seinem Zimmer. Jedenfalls war er gesund, wenn auch nicht munter. Cora Frost, die mit ihrem Mann von einer Hochzeitsreise aus Italien zurückkommt, hat auf einer einsamen Straße Herbert Fritsch aufgelesen. Er holt aus seinem Handschuhfach eine Pistole. Für alle Fälle. Sie gehen zu Dritt in ein Café in der Knaackstraße in Prenzlauer Berg, in dem man draußen sitzen kann. Cora redet ununterbrochen, wie chaotisch Berlin inzwischen geworden ist. Dann fährt ein Auto vorbei und es fällt ein Schuss. Der Mann, der hier tot auf der Straße liegt, wird gespielt von Thomas Arslan. Viele Wochen später hat ihn mein Produktionsbüro wegen seiner Gage kontaktiert. Er hat mir einen Brief geschrieben, dass es für ihn eine Ehre sei, in einem Film von mir mitzuspielen. Er ist selbst Filmregisseur und hat zwei Filme mit Serpil Turhan gedreht, die ich durch ihn dann später kennengelernt habe. Cora Frost lädt Herbert Fritsch ein, eine Nacht in der Wohnung, in der sie mit ihrem Mann lebt, zu schlafen. Mein Filmteam hat es nicht geschafft, eine Wohnung zum Drehen zu finden. Also entscheide ich mich schweren Herzens meine eigene Wohnung in der Charles-King-Straße dafür zur Verfügung zu stellen, denn Anna war nicht da, und ich konnte hoffen, dass sie davon nichts merkt. Sie hat es gemerkt und war gar nicht glücklich darüber. Herbert Fritsch versucht, in einer Bank einen 200 Gramm Goldbarren in Bargeld zu verwandeln. Dann geht er in eine Buchhandlung, sucht den Roman "Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan" von Laura Luna. Er ist nämlich ein Zeitreisender, hat ihren Roman in der Zukunft gelesen und sich in sie verliebt. Er hat den Roman - in der Gegenwart, in der er sich jetzt aufhält - gefunden… …und auch ihr Foto auf der Rückseite des Buchumschlags. Nach dem Tanzen, dass seit gestern bei mir auf Vimeo LINK) zu sehen ist, und in dem Cora ihm sagt: Du riechst so gut, sagt sie jetzt: wenn du mich fragen würdest, ob ich mit zu dir komme, würde ich sofort ja sagen. Er hält das für keine gute Idee. Denn er hat ja die aufwändige Reise aus der Zukunft nur unternommen, um Laura Luna kennenzulernen. Übrigens, in meinem ganzen Leben hat nur einmal eine Frau das zu mir gesagt. Das war Anna, als ich während einer mehrmonatigen Therapie, um wieder normal hören zu können, alles aufgegegeben hatte, was ich für nicht so gut halten könnte: klar Rauchen, Wein trinken und zu guter Letzt auch noch Tee trinken. |
09.03.16 |
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10.03.16 | Auf kinozeit.de (LINK) wird der Begriff "Neue Deutsche Sinnlichkeit" geprägt. Untertitel: "Poesie, Kino der Körper und märchenhaft schöne Bilder". Vor allem ganz neue Filme werden damit kategorisiert. Meine Filme "PINK", "DAS ROTE ZIMMER" und "INS BLAUE" zählt der Autor Urs Spörri auch dazu. Mir soll es recht sein. Zu den Autobiographie-Notizen: Auch über diesen Film bin ich verwundert. Ich denke, er ist das Nonplusultra an Verrücktheit. Herbert Fritsch zeigt Laura Luna auf dem Weg zu einem Goldhändler einen seiner Goldbarren. Der Goldhändler, Dominik Bender war damals Chef des Theaters zum Westlichen Stadthirschen, untersucht den Barren fachgerecht und bietet für ihn 4.000 DM mit Personalausweis, 3.000 DM ohne. Herbert Fritsch hat nur einen amerikanischen Reisepass. Laura Luna gibt ihm ihren Personalausweis. Herbert Fritsch fragt ihn am Ende, kaufen Sie auch größere Mengen? Laura Luna bekommt von Herbert Fritsch einen Tausendmarkschein. Zuerst gehen sie Essen, dann Tanzen… …und dann ins Bett. Wie immer bei mir und in meinen Filmen. Er sagt zu ihr, kurz bevor er kommt: Tigerstreifenbaby! Sie sagt zu ihm: Tarzan! Am nächsten Morgen geht's zum Wannsee. Er erzählt ihr offen seine Geschichte. Er ist 1214 Jahre alt. Mit diesem dicken Ring konnte er offensichtlich die Zeitreise machen. Der Ring hat mich über tausend DM gekostet. Irgendwo müsste auch er noch geblieben sein. Als sie in Laura Lunas Wohnung zurückkommen, steht die Tür offen und die Wohnung ist verwüstet. Sie sagt, du kannst nicht mehr zurück in dein Hotelzimmer. Er ruft Cora Frost an und bittet sie, die Goldbarren aus dem Hotelzimmer rauszuholen. Sie verabreden sich auf einer Autobahnraststätte. Cora Frost kommt mit dem ganzen Gold tatsächlich. Das Auto ist das Auto von Anna. Sie hat es mir netterweise für die Dreharbeiten gegeben. Auf der Weiterfahrt mit Cora Frost werden sie von einem BMW 745i (mein Auto) verfolgt. Laura Luna erzählt ihr, dass Herbert Fritsch aus der Zukunft gekommen ist. Da gibt es keine Frauen mehr, und die Männer sind unsterblich geworden. Ich bin mehrmals vor dem Dreh mit Cora Frost Auto gefahren. Sie hatte zwar einen Führerschein, ist aber nie gefahren und hatte vor allem auf der Autobahn Angst. Wenn ich mich recht erinnere, war die Kamera und das Auto für die Szene auf einem Tieflader. Cora Frost untersucht den Koffer von Laura Luna und findet einen Peilsender. Sie kennt sich damit aus, denn ihr eifersüchtiger Ehemann hat solche Sachen auch schon gemacht. Alle Drei kommen auf ihrer Flucht schließlich in Niendorf an. Laura Luna holt sich in der Gaststätte von Herrn Hertel (†) die Schlüssel für das Haus ihres Vaters am Pfennigpfuhl. Nach einem Rundgang durch das Haus will Cora Frost zum Einkaufen fahren. Allen wird klar, dass sie jetzt hier zu dritt weiterleben werden. Ein Mann aus der Zukunft, zusammen mit zwei Frauen aus der Gegenwart, |
11.03.16 |
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12.03.16 | Heute Abend läuft im RegenbogenKINO (LINK) in Berlin "BERLIN CHAMISSOPLATZ" als 35mm-Kopie. Zu den Autobiographie-Notizen: Beim Suchen nach wichtigen Dokumenten habe ich auch ein Gutachten von Enno Patalas, dem Verfasser der ersten deutschen Filmgeschichte (zusammen mit Ulrich Gregor) gefunden. Ich habe es eingescannt und auf Google Drive (LINK) ist es jetzt abrufbar. Leider hat sich die Filmförderungsanstalt bei meinem Widerspruch gegen die Ablehnung davon nicht beeindrucken lassen. Der Ehemann von Cora Frost sucht wie ein Detektiv, wo seine Frau steckt und entdeckt den vollen Briefkasten von Laura Luna. Cora Frost hat große Mengen Gemüse eingekauft. Sie sagt: das ist gut für die Liebe und was gut für die Liebe ist, ist auch gut für den Kopf: Damit Laura Luna einen guten Roman schreiben wird. Sie hat einen weiteren Goldbarren zu Geld gemacht und gibt ihm das Restgeld zurück. Laura Luna sagt: Luise und ich haben beschlossen, dass wir heute zusammen alle drei in einem Bett schlafen. Alle drei tanzen im Herrn Hertels Gasthof, den wir in eine Disko verwandelt haben. Laura Luna hat zu Cora Frost gesagt, wenn du mit Frank tanzt, bin ich eifersüchtig. In der Apotheke in Dahme kaufen die beiden Frauen zwei (!) Schwangerschafttests. Beide sind gleichzeitig schwanger geworden. Sie können es kaum fassen. Der Ehemann von Cora Frost ist jetzt bei Laura Lunas Verlegerin gelandet. Er wird sie beobachten. Herbert Fritsch hat in einem Zoogeschäft Mäuse gekauft und eine Maus in das Terrarium gesetzt. Die Schlange frisst die Maus. Ich war so fasziniert von diesem Vorgang, dass im Film das Mausfressen so lange zu sehen ist, bis die Maus in der Schlange verschwunden ist. Bei der Uraufführung des Films beim BerlinaleForum im Delphi-Kino fragte mich Ulich Gregor in seiner ersten Frage, warum ich die Schlange eine Maus fressen lasse. Ich wollte cool sein und habe geantwortet: Schlangen essen nicht Spaghetti. Klar, hat da das ganze Publikum gelacht. Heute denke ich darüber, dass Ulrich Gregors Frage kein guter Einstieg in das Publikumsgespräch war und meine Antwort auch etwas zu sehr auf das Lachen des Publikums ausgerichtet war. Cora Frost schreibt ihrem Ehemann diesen Brief. Als er ihn liest, ist er verzeifelt und weint. Laura Luna ruft ihre Verlegerin aus einer Telefonzelle in Dahme an (damals gab es noch Telefonzellen) und sagt ihr, dass sie mit ihrem zweiten Roman fertig geworden ist. Cora Frost hat übrigens nach dem Lesen des Drehbuchs von "DAS ROTE ZIMMER" mir gemailt: Rudolf, das haben wir doch schon gemacht. |
13.03.16 | Meine Tochter teilt mir per WhatsApp mit, dass Heinz Badewitz, der Leiter des Hofer Filmfestivals, gestorben ist. Ein Grund mehr für mich auch bei diesem Wetter mit scheußlichen bodennahen Ostwinden meine 12 Kilometerstrecke mit dem Fahrrad zu fahren. Zu den Autobiographie-Notizen: Das sind die letzten Screenshots zu "TIGERSTEIFENBABY WARTET AUF TARZAN". Der Ehemann von Cora Frost hat ihrer Verlegerin aufgelauert und wird sie verfolgen. Er hofft, durch sie den Aufenthaltsort seiner Frau zu finden. Laura Lunas Vater kommt überraschend zu seinem Haus. Ich erinnere mich noch, bei den Dreharbeiten habe ich eine Choreographie der jeweils ankommenden Autos gemacht. Cora Frost hat mit Herbert Fritsch zum Essen eingekauft und ist schlecht gelaunt. Sie hat nicht gut geschlafen, sagt sie. Laura Lunas Vater ist mit einem Immobilienmakler verabredet. Er will das Haus verkaufen. Der Makler schätzt, dass er dafür maximal 250.000 DM bekommen kann. Cora Frost schlägt Laura Luna vor, das Haus ihrem Vater abzukaufen und dafür das Gold von Herbert Fritsch zu benutzen, dann können sie alle Drei weiter glücklich leben. Laura Luna korrigiert: alle Fünf. Rüdiger Vogler fragt Herbert Fritsch beim Schach, mit wem er eigentlich zusammen ist. Er sagt mit beiden. Rüdiger Vogler sagt: Glückspilz. Und dann: Ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Jetzt kommt auch die Verlegerin, die sich schon auf das Manuskript des neuen Romans freut. Der Ehemann von Cora Frost ist der Verlegerin gefolgt. Laura Luna fragt ihren Vater, ob er ihr das Haus vielleicht schenken könne. Er will darüber nachdenken. Beim feierlichen Abendessen hält Rüdiger Vogler eine wunderschöne Rede. Ich weiß nicht, ob ich das so im Drehbuch geschrieben habe. Er schenkt ihr sein Haus. Laura Luna übergibt ihrer Verlegerin den neuen Roman "Utopisch leben". Der Ehemann von Cora Frost ist im Dunkeln in das Haus geschlichen, hört die Lustschreie seiner Frau beim Sex, flippt völlig aus… …und schießt das gesamte Magazin seiner Pistole auf die drei im Bett. Rüdiger Vogler und Irm Hermann kommen dazu. Das Resultat. Naja, vielleicht haben wir es beim Blut ein bisschen übertrieben. Danach kommt die Erste Hilfe, die Polizei und ein Rettungshubschrauber. Ein Kommissar fragt Rüdiger Vogler, ob er sicher sei, dass es da noch eine weitere Leiche gegeben hat, denn der Körper von Herbert Fritsch ist wie durch ein Wunder verschwunden. Wahrscheinlich hatte er die Nase voll von der Gegenwart und hat sich wieder zurück in seine Zukunft katapultiert. Ganz Niendorf hat an diesem Abend die Dreharbeiten verfolgt. Herr Hertel hatte sogar einen transportablen Bierausschank in einiger Entfernung zum Drehort aufgstellt. Ich habe zunächst davon nichts mitgekriegt. Der Rettungshubschrauber mit Cora Frost fliegt weg. Carsten Thiele hat ihn gefilmt, als wäre er ein Raumschiff. Ein paar Jahre später. Cora Frost steht mit ihrem Kind am Grab von Laura Luna. |
14.03.16 | Heute Sonne und kein Wind! Meine Tochter Joya schickt mir einen Facebook-Eintrag der Oberhausener Filmfestspiele: Der "Unbekannte" neben Heinz Badewitz bin ich. Das ist ein starkes Stück. Weil das Wetter so schön ist, fahre ich zum ersten Mal in diesem Jahr mit dem Rad zum Körbaer See. Der Geruch der frisch gefällten Bäume ist betäubend. Jetzt hat der See wieder mehr Wasser als im letzten Jahr. Meine ägyptische Freundin wird sich darüber freuen. Zu den Autobiographie-Notizen: Ab September 1997 arbeite ich gleichzeitig an zwei Spielfilmen. Ich bin da voll ausgelastet. Hier der Ablauf der Ereignisse aus meinem Terminkalender:. Am 24. August 1997 ist Drehschluss von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“. Am Nachmittag des 25. August haben wir bei Geyer die Muster gesehen. Am 26. August ist das Schlussfest im Cantamaggio in der Alten Schönhauser Straße. Am 29. August eine Notiz in meinem Terminkalender „Marquard Bohm noch immer nicht erreichbar.“ Am 1. September ist Schnittbeginn von „JUST MARRIED“ im Schneideraum von Gunter Kortwich (†). Ich google seinen Namen und sehe, dass er im letzten Jahr gestorben ist. Am 8. September ist der Rohschnitt fertig. Der Cutter für den Film ist Bernd Euscher, mit dem ich auch schon „DAS GEHEIMNIS“ geschnitten habe. Die Musik macht Benjamin Rinnert. Am 16. September wird Anna Professor. Um das zu gebührend zu feiern lade ich sie in die Paris-Bar zum Essen eingeladen. Am 17. 9. habe ich meinen BMW 745i für tausend Mark verkauft. Die Reparaturen sind zu teuer geworden. Am 24. 9. verkaufe ich auch das Golf-Cabrio. Am 13. Oktober ist Schnittbeginn von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“. Diesen Film schneidet Dörte Völz-Mammarella, mit der ich seit „TAROT“ die meisten Filme geschnitten habe. Am 24. Oktober war ich mit Anna bei einer House-Warming-Party von Alexander Arnot, der früher stellvertretender Botschafter in Moskau war und der uns damals zu einem privaten Rouletteabend eingeladen hatte. Am 28. Oktober war ich im Trickstudio von Geyer. Die sollten die Titel für beide Filme machen. Als ich ankam, erfuhr ich, dass Thomas Wilk über Nacht gefeuert worden war. Er musste sofort alle seine Dinge in der Nacht abtransportieren. Ab sofort war Herr Schultze neuer Leiter des Trickstudios. Am 30. Oktober kam Joachim von Mengershausen vom WDR zur Rohschnittabnahme von „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 3. November haben wir den Musikschnitt von „JUST MARRIED“ begonnen. Am 18. November 1997 installiert die Telekom die Telefone für die neue Wohnung im Reichensteiner Weg. Am 19. November bekomme ich von Wolfgang Böhmer, der mittlerweile in Hamburg ist, die Musik zu „TIGERSTREIFENBABY…“ per Eilboten. Am Nachmittag wird sie von Gunter Kortwich auf Perfoband überspielt. Vor ein paar Tagen musste ich Joya zeigen, wie ein Perfoband aussieht. Am 22. und 23. November machen Dörte und ich den Musikschnitt zu „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 27. Und 28. November transportiere ich mit 2 Leuten vom Studenten-Schnelldienst alles nicht mehr Benötigte auf den Bauernhof. Da sind diese Dinge noch bis heute. Am 1. und 2. Dezember ist die Mischung von „JUST MARRIED“. Am 3. und 4. Dezember die Mischung von „TIGERSTREIFENBABY…“ Wie ich das Alles ausgehalten habe, ich war damals schon fast sechzig, ist mir von heute aus gesehen ein absolutes Rätsel. Wahrscheinlich war ich da auf dem Höhepunkt meiner Energie. Vielleicht lag es an MA in Florida und auch an Anna, die mich da, so gut sie konnte, unterstützt hat. Die Liebe von beiden hat bei mir sicher Wunder bewirkt. Heute ist ein Glückstag. Ich finde zuerst den Terminkalender von 2015, den ich überall in Berlin und auf dem Bauernhof gesucht hatte und auch noch das Buch der Daimler Art Collection, wo ich einen Text von Norbert Grob im Film von Serpil Turhan vorgelesen habe. Ich habe, wie ich jetzt feststelle, das Buch schon damals nicht gefunden, den Text aber in meinem Blog wiedergegeben. Ich schreibe ihn nochmal hier auf: "Die Filme Thomes entwickeln nicht zuletzt deshalb ihren ganz eigenen Charme. Sie verzaubern, während sie das Selbstverständliche beschreiben, und klären auf, während sie im Phantastischen schwelgen. Immer wieder gibt es entlegene Häuser am See. Musik und Gesang. Alltagsbilder mit Pasta und Rotwein. Liebes- und Kriegsspiele im Bett. Irritierende Bilder von Menschen in verwunschenen Landschaften. Dazu gibt es die Poesie des Alltäglichen - wie bei Jacques Rivette. Eine gelassene Heiterkeit - wie bei Jean Renoir. Und eine ironische Lakonie - wie bei Roberto Rossellini. Dadurch sind die Filme häufig kleine Wunder. Es ist, als öffneten sich unentwegt neue Fenster auf die Welt und zeigten alles verändert - minimalistisch in der Form, doch zugleich auch magisch, mytisch, märchenhaft." |
15.03.16 | Autobiographie-Notizen: Ende November/Anfang Dezember muss ich auch mit meiner Familie von der Charles-King-Straße in den Reichensteiner Weg umgezogen sein, denn am 4. Dezember rufe ich Anna unter der Telefonnummer dort an, die sie noch heute hat. Am 8. Dezember ist zunächst die Lichtbestimmung von „JUST MARRIED“ mit Herrn Huhn. Vier Stunden später die Lichtbestimmung von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ mit Herrn Brettmann. Am 11. Dezember ist Nullkopieabnahme um 8.30 Uhr von „JUST MARRIED“ und um 10 Uhr von „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 12. Dezember zeige ich im Arsenal-Kino für das BerlinaleForum-Komitee beide Filme ab 10 Uhr. Herr Gregor will nicht beide Filme zeigen. Er entscheidet sich für „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 14. Dezember kaufe ich für meinen Schwiegervater eine Hohner-Zieharmonika als Weihnachtsgeschenk. Am 16. Dezember um 10 Uhr ist die Teampremiere von beiden Filmen im Cinema Paris. Auch da scheint „JUST MARRIED“ nicht so gut anzukommen. Laura Tonke jedenfalls sieht am Ende nach beiden Filmen nicht so glücklich aus. Am 18. Dezember bin ich bei einer Premiere in der Volksbühne mit Herbert Fritsch. Nach der Vorführung treffe ich in der Volksbühnenkneipe Kathrin Angerer und sage zu ihr „schade, dass du nicht mitgemacht hast“. Am 19. Dezember kommt Philip Gröning zu mir in die Fidicinstraße. Er will meinen Schneidetisch kaufen. Er kauft ihn nicht. Warum weiß ich nicht mehr. Er war ohnehin ein schwieriger Mensch. Mehrere Jahre später haben wir Mühe, jemanden zu finden, der in geschenkt nimmt, denn da brauchten wir den Platz für „DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST“. Außerdem finde ich eine Notiz für einen Filmtitel an diesem Tag in meinem Terminkalender: „Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“. Am 23. Dezember fliege ich nach Paris und zeige dort der Quinzaine des Réalisateurs einen der beiden Filme (welchen weiß ich nicht mehr). Jedenfalls kann ich nicht mit zwei 35mm-Kopien nach Paris geflogen sein. Danach gibt es keine weiteren Einträge, denn es ist Weihnachten. Am 29. Und 30. Dezember jedenfalls habe ich einen Transport zum Bauernhof gemacht. Aber das steht schon in meinem Terminkalender für 1998. |
16.03.16 |
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17.03.16 | Ein bisschen Frühlingsvorfreude in den blauen ehemaligen Farbeimern. Gegen Mittag sind meine Zähne zerbrochen. Ich musste sofort zu meiner Zahnärztin nach Berlin fahren, wollte danach sofort zurück, Aber der Verkehr in der Stadt hat mich so zermürbt, dass ich sicherheitshalber hier geblieben bin. Berlin im Auto ist die Hölle. Über all Baustellen. Überall Staus. |
18.03.16 | Morgens früh noch auf der Autobahn bei Nieselregen. Jetzt schon wieder auf dem Radweg, der gerade frisch aufgeschüttet wurde. Ein gut fünf Meter hoher Haufen für das Osterfeuer in Ihlow. Autobiographie-Notizen: Am 20. Februar 1998 läuft „JUST MARRIED“ in der Urania. Offensichtlich wurden die Filme der „Deutschen Reihe“ damals dort gezeigt. Am 24. Februar treffe ich Alexander van Dülmen, damals Chef des Progress-Filmverleihs in der Burgstr. 27. Am 26. Februar verkaufe ich Gudrun Max ein Bücherregal für 900 DM. Es wurde spezialangefertigt für das Arbeitszimmer des Vaters in „SIEBEN FRAUEN“ und stand danach bei mir in der Fidicinstraße. Gudrun Max wollte auch die beiden Gemälde kaufen, die ich 1986 nach meiner Retrospektive in Moskau aus Russland mitgebracht hatte, kaufen. Das Geld hätte ich dringend gebrauchen können. Aber ich wollte die Bilder nicht verkaufen. Am 12. März bekomme ich die Absage von Pierre-Henri Deleau für die Quinzaine in Cannes. Da ging es um „JUST MARRIED“, denn Filme die in der Deutschen Reihe gezeigt wurden galten damals nicht als offizielle Festivalteilnahme. Am 13. März sagt auch der Progress-Filmverleih ab, am 19. März auch Buena Vista. Dabei stellte sich heraus, dass Christoph Ott meinen Film gar nicht angeschaut hat, sondern das einer Mitarbeiterin überlassen hat. Am 23. März ist Cynthia Beatt mit den englischen Untertiteln für „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ fertig geworden. Am 28. März steht bei mir im Terminkalender „11. Hochzeitstag“. Am 31. März und 1. April bin ich auf dem Bauernhof, denn da wurde meine Jauchegrube leergepumpt. Etwas früher wurde ich da auch an eine zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Am 20. März jedenfalls habe ich die dafür angefallenen Kosten bezahlt. Vorher kam das Wasser aus meinem eigenen Brunnen. Ostern 1989 jedenfalls waren meine gesamte Familie auf dem Bauernhof und haben vermutlich wie immer Ostereier gesucht, denn bis zum 13. April ist mein Terminkalender leer. Vom 23. Bis 25. April bin ich beim Filmfestival in Oberhausen. Dort wird „JANE ERSCHIESST JOHN, WEIL ER SIE MIT ANN BETRÜGT“ wieder mal gezeigt und ich bin da bei einer Podiumsdiskussion. Am 30. April zeigt die ARD um 0.40 Uhr „SIEBEN FRAUEN“. 400.000 Zuschauer. Bei der Vorführung von „TIGERSTREIFENBABY…“ im Arsenal-Kino hat sich nach der Vorführung ein Zuschauer bei mir gemeldet und gesagt, dass er mir beim Eigenverleih des Films gerne helfen würde. Am 6. Mai habe ich mich mit ihm in der Fidicinstraße getroffen, und wir haben die Details der Zusammenarbeit besprochen. Ich bin immer wieder mit Fax und Telefon damit beschäftigt, die Festivals in Montreal, Sydney, Haiffa und Vancouver zu bedienen. Für Australien brauche ich sogar ein Visum? Am 13. Mai pflanze ich auf dem Bauernhof zum ersten Mal Phlox. Damals meine Traumblume. Sie wächst noch heute. Am 15. Mai verabrede ich mit Petra Seeger, dass sie mit mir in Köln das Interview zu „JUST MARRIED“ macht. Am 20. Mai kaufe ich das Programm Golive Cyberstudio, mit dem ich sebst meine ersten Webseiten (LNK) erstellt habe. Damals alles sehr bunt. Vom 24. – 26. Mai bin ich mit Cora Frost beim Filmfestival in Emden. Sie wollte mit mir tanzen, aber ich hatte Angst davor, mit ihr zu tanzen. Ich war damas schon lange ein Tanz-Angst-Mann. Zu dem mich Cynthia Beatt gemacht hat, weil sie 1974 zu mir gesagt hat, dass ich nicht im richtigen Rhythmus tanze. So jetzt ist auch das mal raus. Als ich am 26. Mai aus Emden zurückkam wollte ich eigentlich sofort ins Büro, denn so hatte ich das mit Anna abgesprochen, bin aber aus Zufall zuerst nach Hause gefahren. Da lag Joya im Bett, hatte Fieber (das hatte mir Anna vorher gesagt). Da ich immer gerne Fieber messe, habe ich das bei ihr gemacht. Es war hoch, aber sie verhielt sich irgendwie komisch. Das hat mich stutzig gemacht und ich habe den Notarzt angerufen. Der kam, hat sie untersucht und dafür gesorgt, dass sie sofort mit Blaulicht und so in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Ob Anna da schon dabei war, weiß ich nicht. Joya kam jedendenfalls wegen Meningitis sofort auf eine Intensivstation mit all den schrecklichen Schläuchen, an die Patienten da angeschlossen werden. Ich habe mit MA in Florida telefoniert, meinen geplanten Flug nach Köln am nächsten Tag gecancelled und saß mit Anna an einem entscheidenden Tag vor einem Raum, in dem die entscheidenden Untersuchung über ihr Leben stattfand, im Krankenhaus. Wir haben für ihr Leben gebetet, aber sicher nicht das Vaterunser, wie ich das in meinem Film „FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT“ inszeniert habe. Vaterunser-Beten ist Kino, bei Anna und mir ging es um Alles. Anna hat mir lange vorgeworfen, dass ich mein Leben in meinen Filmen benutze und fand das unmoralisch. |
19.03.16 |
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20.03.16 | Der Frühlingsanfang beginnt bei mir mit einer größeren Staubsaugaktion einschließlich Absaugen sämtlicher Spinnweben in zwei Zimmern. Das macht mir Mut, danach trotz extremer Windböen aufs Fahrrad zu steigen. zu den Autobiographie-Notizen: Am 27. 8. startet „TIGERSTREIFENBABY…“ in 5 Kinos in Berlin. Die Zuschauerzahlen der ersten Woche sind Do 427, Frei 459, Sa, 462, So 471, Mo 488, Di 498, Mi 514 und in der zweiten Woche Do 527, Frei 534, Sa 540 – in der dritten Woche sind es dann täglich über 600 und in der vierten Woche täglich über 700 Zuschauer, am 30. September sogar 799. Am 27.8. um 12 Uhr mache ich ein Live-Interview mit Reiner Veit für Info-Radio. Er ist pessimistisch was den Erfolg des Films angeht. Ich verweise ihn auf meine Website. Da könne er jeden Tag lesen, wieviele Leute in Berlin im Film waren. Am 29. August stellt Cora Frost bei Kiepert ihr Buch „Mein Körper ist ein Hotel“ vor. Ich gehe da hin. Da steht auch völlig aus jedem Zusammenhang eine Notiz „Das Paradies, Im Paradies“. Offensichtlich habe ich mir da schon überlegt, wie mein nächster Film heißen könnte. Am 2. September ist die Eröffnung der Thome-Retro im Arsenal mit „JUST MARRIED“. Nach dem Film läuft der Film von Petra Seeger über die Dreharbeiten und ist ein Lacherfolg. Am 7. September ist die Pressevorführung von „JUST MARRIED“ in Berlin im Central-Kino. Am 9. September mache ich mit Rolf-Peter Kahl über „ROTE SONNE“ einen Vertrag. Er will ein Remake machen. Außerdem fangen wir jetzt im Büro an, uns um Termine im übrigen Deutschland zu kümmern. Leider sind die Kinobesitzer von der Berliner Zuschauerzahlen nicht sonderlich beeindruckt. Das sei ein Heimerfolg. Am 24./25. September fahre ich mit dem Zug nach Hannover. Dort ist die Premiere von „JUST MARRIED“. Am 26. September feiert Hans-Helmut Prinzler seinen 60. Geburtstag im Literarischen Colloquium am Wannsee. Ich fahre mit Anna hin, weil ich mir sicher bin, dass ich viel Wein trinken werde. Da ist wieder etwas Merkwürdiges passiert, an das ich mich nur bruchstückhaft erinnere. Ich weiß nur noch, es wurde getanzt. Und zwar etwas in Richtung Walzer, Foxtrott. Mir war es peinlich, da zu tanzen und schon gar nicht sowas. Irgendwie habe ich mich vielleicht mit Anna darüber zerstritten. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls bin ich, ohne mich von Irgendjemand zu verabschieden, raus gegangen und habe versucht, ohne Auto, denn das hatte Anna, nachhause zu kommen. Wie weiß ich nicht. Anna jedenfalls ist mir nachgefahren und kam nach mir in unsere Wohnung im Reichensteiner Weg. Am 1. Oktober fliege ich über Toronto nach Vancouver. Dort läuft „JUST MARRIED“. Der Festivalchefin hat dieser Film besser gefallen als „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 7. Oktober fliege ich nach Tel-Aviv zum Haiffa-Filmfestival. Da werde ich gleich nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen habe, von einem sehr seriös ausschauenden Herrn in Empfang genommen, der mich an allen Kontrollen vorbei zu dem Wagen bringt, der mich zum DAN Panorama-Hotel nach Haiffa bringt. Gefühlsmäßig war ich mindestens eine oder zwei Wochen da, aber mein Terminkalender sagt klipp und klar, es waren drei Tage. |
21.03.16 |
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22.03.16 | Ich habe noch im Bademantel mein Fahrrad ins Zimmer geholt. Denn die Teleskofederung der Vorderradgabel knackert beim Fahren seit einigen Tagen. Mein Fahrradhändler hat mir gestern gesagt, ich soll die Gummiumhüllung beiseite drücken und WD40 reinsprühen. Das tue ich. Es knackert zwar immer noch, und ich wiederhole die Prozedur draußen nochmal. Diesmal anders herum. Jetzt ist Ruhe. Beim Radfahren kommt auf dem Rückweg sogar die Sonne ein bisschen raus. Zu den Autobiographie-Notizen: 1999: Das Kino in Dahme zeigt am 9. Januar 1999 „TIGERSTREIFENBABY…“ in zwei Vorstellungen. Zur ersten Vorstellung bin ich mit Nicolai hingegangen und habe am Anfang etwas gesagt. Nach dem Ende der beiden Vorstellungen sahen wir Autokolonnen zurückkommen. Später habe ich gehört, dass die Zuschauer aus Niendorf nicht besonders glücklich beim Anschauen des Films waren. Anna, die mich heute bei der Trauerfeier für Gudrun Max in Berlin vertritt, ist eine gute Korrekturleserin. Die Geburtstagsfeier am 14. November 1998 war mein 59. Geburtstag. Darauf hätte ich auch selbst kommen müssen, aber manchmal kann ich auch nicht mehr richtig rechnen. Meinen 60. Geburtstag, da war meine Erinnerung richtig, habe ich tatsächlich bei meinem Bruder Helmut im Bayrischen Wald gefeiert. Am 12. Januar bekomme ich eine Tetanusspritze, weil mich eine von Nikolais Wüstenmäusen in den Finger gebissen hat. Ich fand das überflüssig, aber Joya hat darauf bestanden. Vom 16. Bis 19. 1. Bin ich beim Travelling-Festival in Rennes mit „TIGERSTREIFENBABY…“. Übrigens: Ab dem 28. 12. 1998 hatte ich eine Telefonnummer auf Lebenszeit: 0700-14111411 bei Arcor. Ich fand sowas toll. Ich glaube, nur Hanns Zischler hat mich einmal unter dieser Nummer angerufen. Sie war schön, aber nutzlos. Im Januar 1999 lief „TIGERSTREIFENBABY…“ noch auf den Filmfestivals in San Francisco, Rom und Puerto Rico. Ich bin da nicht mehr hingefahren, denn ich hatte die Nase voll. Nur zum Miami-Filmfestival vom 23. 2. – 3. März bin ich hingeflogen, denn Florida war wegen MA für mich ein zweites Zuhause. Mein Film lief im Gusman Center for the Peforming Arts, ein prächtig restaurierter Filmpalast aus den Zwanziger Jahren. Ich hatte MA dazu eingeladen. Sie kam mit einem ganzen Bus voll Anhängern aus ihrem Ashram. Auch Radhe Schiff, die Sonnengöttin, war dabei. Beim Q&A nach dem Film hat mich der Festivalchef vorgestellt, und ich habe als Allererstes gesagt, dass ich stolz und froh bin, dass mein Guru die weite Reise unternommen hat, um mich und den Film zu sehen. Bei dem Wort „Guru“ hat der Festivalchef mich befremdet von der Seite angeschaut. |
23.03.16 | Beim Suchen nach Dialoglisten zu alten Filmen für eine Veranstaltung in Basel, finde ich durch Zufall auch eine exakte Auflistung der Zuschauerzahlen von "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN". Zu den Autobiographie-Notizen: Am 12. Februar treffe ich mich mit Katrin Meyer, die die Plakate zu „TIGERSTREIFENBABY…“ und „JUST MARRIED“ gemacht hat. Sie will meine Website grafisch neu gestalten, mit Ute Adamczewski alles programmieren und auch ein „Corporate Design“ (Briefbogen, Visitenkarte, Stempel) machen. Am 15. 2. schickt sie mir eine Kalkulation, wieviel das kosten würde und kommt auf 5.200 DM. Sie schreibt mir, dass sie über die Kosten selbst erschrocken ist. Damals war ich es nicht, heute beim Finden des Briefs schon. Aber wenn ich bedenke, dass ihr Website-Design seit 17 Jahren gleich geblieben ist, war das gut angelegtes Geld. Das einzige, was fehlt, sind die deutschen Filmkritiken zu den einzelnen Filmen, die ich alle gelöscht habe, als der „Tagesspiegel“ mir eine Abmahnung geschickt hat. Manchmal denke ich, ich könnte es wieder mal versuchen? Im März treffe ich mich immer wieder mit Katrin Meyer. Mir gefällt ihr Design. Sie will bis zum Schreiben des nächsten Drehbuchs Mitte April mit allem fertig sein, sodass ich auf der neuen Website das Drehbuch online schreiben kann. Ich dachte, dass sei ihre Idee gewesen, aber aus ihrem Brief entnehme ich, dass es meine Idee war. Am 25. März fliege ich nach Paris. Das Goethe-Institut zeigt „TAROT“. An die Vorführung habe ich keine Erinnerung. Am 12. April, Nicolais Geburtstag, kriegt der Trabbi einen neuen TÜV+ASU. Am 19. Und 20. April renoviert ein Maler aus Dahme mehrere Räume im Bauernhof. Sie werden weiß gestrichen. Die Farben kommen sehr viel später. Am 21. April beginne ich mit dem Schreiben meines neuen Drehbuchs online. Nur wenige Leute bekommen von mir den Link, um auf diese Seite zu kommen. Am 30. April steht bei mir letzter „Denktag“. Das betraf die handschriftlichen Notizen LINK), die ich damals noch mit Kugelschreiber gemacht habe. Am 1. Mai steht „wunderbarer Tag“ und etwas weiter unten „Stippvisite von Anna!“. Da saß ich draußen im Hof. In mein Schreibheft habe ich geschrieben: „Es ist die gleiche Situation wie in Florida, als ich den „PHILOSOPH“ geschrieben habe. Ich sitze draußen an meinem Tisch, vor mir brennt ein Feuer. Wenn mir nichts einfällt, lege ich neues Holz aufs Feuer.“ Vielleicht hat mich Annas "Stippvisite" durcheinander gebracht. Vielleicht auch nicht. Am 2. Mai steht „Heute ist es schwierig. Ich komme nicht recht hinein. Ich muss wieder meine alte Technik entwickeln. Ideen bereits für den nächsten Tag sammeln.“ Am 3. Mai schreibe ich: „Das Schreiben jetzt im Internet ist wie das Drehen eines Films. Ich habe eine kleine Schaar von Zuschauern – die ich mir selbst ausgesucht habe (mein Team). Und alles muss einfach funktionieren. Am 6. Mai schreibe ich: „Jetzt habe ich nur noch 2 Wochen, und zwei Tage verliere ich noch wegen der Kommunion. Ich gerate in Streß.“ Jetzt wieder aus meinem Terminkalender. Ich komme bis Szene 53. Danach fahre ich nach Berlin, bin beim Friseur und am Abend beim Geburtstagsfest von Charles Lang. Dort treffe ich auch Herbert Fritsch. Am 8. Mai haben Nicolai und Joya Kommunion. Am 10. Mai, auf der Rückfahrt von Berlin sind mir weitere Zwischentitel für das Drehbuch eingefallen. In meinem Drehbuch waren Zwischentitel vorgesehen. Die hat mir Karin Nowarra, meine Cutterin, beim Schneiden ausgeredet. Wahrscheinlich hatte sie recht, denn der Film hatte ja ohnhin einen Off-Kommentar von Hanns Zischler und wäre mit den Zwischentiteln noch literarischer geworden. Am 13. Mai bekomme ich Faxe von Nicolai und von Joya. Leider kann ich die nirgendwo finden. Aus der Gegenwart: Ich habe heute dem Bildrausch Filmfest Basel meinen Besuch Ende Mai zugesagt. Die machen ein Spezialporgramm, das "Springtime in Munich" heißt. Schon muss ich wieder reisen. Die Organisatorin Nicole Reinhard war beim Telefonieren mit mir einfach zu nett. |
24.03.16 | Ich bin ständig am Suchen nach irgendwelchen Sachen und finde daher immer etwas. Jetzt zwei Fotos aus Sao Paulo. Jurypräsident Dusan Makavejev Ich bekomme das Plakat des Films. Ich google den Filmtitel und sehe, es ist ein spanischer Film. Zu den Autobiographie-Notizen: Noch ein Eintrag aus meinem Paradiso-Schreibheft, nachdem ich schon 96 Szenen geschrieben habe steht da: „Ich habe 2-3 Stunden, wo ich alles mache, was zu tun ist: Tee, Abwasch, Rasieren, Duschen. Dabei explodiere ich, wenn es gut geht mit Ideen und renne sofort zu meinem Notizheft und schreibe es auf. Wenn es nicht so gut geht, renne ich später rum wie ein Tiger im Käfig und leide.“ Zähneputzen hab ich vergessen. Kein Wunder, dass ich damals alle zwei Wochen beim Zahnarzt war. Am 19. Mai bin ich mit dem Drehbuch fertig. Am 25. Mai schicke ich es ausgedruckt an die DEGETO - sowohl an Klaus Lakschéwitz, den Chef wie auch an Dr. Renate Michel, eine Redakteurin, damit es schneller geht. Am 18. Mai treffe ich Horst Buchholz im Café Adlon und spreche mit ihm über das Drehbuch. Seine Agentin Ute Nicolai nennt mich am 1. Juni einen „Erlebnisgeiger“ und sagt ab. Ich erwäge auch Bruno Ganz und Otto Sander zu kontaktieren. Am 4. Juni kaufe ich eine neue Lesebrille. Das Gestell ist von Armani. Ich trage sie noch heute. Am 18. Juni sagt Frau Dr. Michel für die DEGETO zu. Am 19. Juni rufe ich Hans Zischler an, erzähle den Inhalt des Film in drei oder vier Sätzen. Sage ihm, wann ich drehen will und frage, ob er Zeit hat. Er hat Zeit und will den Film machen. Ich sage, willst du nicht das Drehbuch lesen. Er sagt: Rudolf, ich kenn’ dich doch. Ich fahre dann trotzdem zu ihm hin und gebe ihm das Drehbuch. Am 20. Juni treffe ich Cora Frost. Am 26. Juni fahre ich mit Reinhold Vorschneider (Kamera), Sülbye Günar (Regieassistenz), David Fermer (Produktionsleitung) zum Haus von Dr. Gebauer am Kummerower See. Am 29. Juni treffe ich Guntram Brattia (†). Sülbye hat ihn in einer Kreuzberger Bar getroffen und kannte ihn vom Theater. Am 30. Juni erhalte ich bereits den Vertrag von der Degeto. Hanns Zischler wollte, dass noch zwei weiter Frauen dabei sind. Elke Schmitter und Iris Radisch. Ich treffe sie. Beiden sage ich ab. Am 12. Juli treffe ich Simone Weigelt, die danach bis „DAS ROTE ZIMMER“ meine Standfotografin geblieben ist. Am 15. Juli treffe ich Isabel Hindersin, die eine Opernsängerin spielt und die in „DAS ROTE ZIMMER“ eine nackte Liebesgöttin spielt und den Hauptdarsteller verführt. Am 25. Juli fahren wir zur Motivsuche in das wüstenähnliche Militärgebiet bei Jüterbog. Am 31. Juli bin ich mit Hanns Zischler und Guntram Brattia bei Charles Lang, ein Kollege von Anna an der HdK. Wir wollen trainierieren, wie Guntram Brattia mit einem Stock zuschlagen muss, damit es echt aussieht. Hanns Zischler will das nicht machen. Ich spiele seine Rolle und er filmt das. Am 6. August gibt mir Rolf Hoppe, ein Freund, sein Saab Cabrio für die Dreharbeiten. Im Film ist es das Auto von Cora Frost. Am 7. August ist der erste Drehtag. Ich schreibe zum erstenmal ein Drehtagebuch (LINK) und stelle von jeder gedrehten Einstellung ein Foto online. Beim Überprüfen, ob alle Links funktionieren, stelle ich fest, dass bei der zweiten Drehwoche alle Fotos fehlen. Vermutlich sind die Links irgendwann in all den Jahren verloren gegangen. Ich brauche eine Stunde, bis ich den Fehler korrigiert habe. |
25.03.16 | Gestern Abend. Rechtzeitig zum Niendorfer Osterfeuer kommen Joya, Philipp und Anna hier an. Wie schon im letzten Jahr ist am Himmel ein roter Vollmond über dem Horizont zu sehen. Heute regnet es. Jetzt ist das Haus wieder voll. Geinsam treffen wir die Bildauswahl. |
26.03.16 |
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27.03.16 | FROHE OSTERN ALLEN MOANABLOGLESERN! Rauhreif beim Radfahren heute. Anna bringt mir einen Stoß uralter Fotos von mir. Joya sagt, sie hat mich noch nie so gesehen. Sie meint als ich achtzehn war. Ein paar alte Freundinnen sind auch dabei. Ostereiersuchen für Alle. Vorher haben Nicolai und ich sie gemeinsam versteckt. Nicolai dreht und wendet jedes Blatt einzeln, bevor wir es abtransportieren dürfen, denn er sammelt jeden Frosch und jeden Molch extra in spezielle Gefäße ein. |
28.03.16 | Nicolai schöpft den letzten Rest Dreckwasser in einen Plastikkorb. Nicolai und Philipp lassen frisches Wasser ein. 24 Frösche und 210 Teichmolche werden ins frische Wasser gesetzt. Sonnenaufgang heute morgen. Nicolai schleift diesen Tisch. Ich habe ihn 1980 bei einer Geschäftsauflösungs-Versteigerung für 100 DM gekauft, ihn 20 Jahre später einmal hier auf dem Bauernhof abgehobelt. Er hatte viele Unebenheiten und Rillen. Jetzt ist er glatt wie ein Babypopo. Jetzt wird der Tisch mit Leinöl eingeölt. Auch in meinem Garten hat Nicolai angefangen, meine Arbeiten vom letzten Mai (LINK) fortzusetzen. Wenn einmal ein Anfang gemacht ist, fällt es mir leichter, damit wieder weiterzumachen. |
29.03.16 | Zwei Tage ohne Nachtfrost. Schon blühen am Radweg Renekloden. Der neue Gartenteich. Das scheußliche Wetter ist perfekt für ihn. Vielleicht bleibe ich mal wieder von Algen verschont. Nicolai baut ein Regal in der Scheune. Hier sollen in Zukunft ALLE Werkzeuge gelagert werden und nach Benutzung zurückgebracht werden. Nicolai macht mit mir eine Feldenkraisübung. Er ist ist sehr viel nachsichtiger als seine Mutter mit mir. |
30.03.16 | Um 7.30 Uhr fahren Nicolai und Ina wieder weg. Jetzt bin ich wieder mutterseelenallein auf dem Bauernhof. In einer Regenpause fahre ich Fahrrad. Ich musste Nicolai versprechen, dass ich sehr, sehr alt werde. Es fällt mir schwer, wieder in meine unterbrochene Arbeit zurückzufinden. Zu den Autobiographie-Notizen: Am 11. August 1999 ist die Sonnenfinsternis. Geplant war an dem Drehtag eine Bootsszene, wobei die Kamera in einem aufblasbaren Gummiboot gewesen wäre. Da mir klar war, dass diese Aufnahme unendlich schwierig geworden wäre und mich den letzten Nerv gekostet hätte, kam mir die Sonnenfinsternis als Ersatz gerade recht. Da wir natürlich auch filmen wollten, wie die Sonne sich verdunkelt und es nirgendwo in Berlin noch Objektive gab, musste Reinhold Vorschneider eine Behelfslösung anwenden, die die Brennweite unseres Objektivs verlängerte. Jedenfalls schien an diesem Tag noch die Sonne. In den folgenden Tagen wurde das Wetter immer schlechter. Ich bin jeden Morgen vor dem Frühstück zu einer 30 Kilometer entfernten Tankstelle gefahren, um dort den „Tagesspiegel“ wegen des Wetterberichts zu kaufen. Für Hanns Zischler habe ich bei der Gelegenheit auch die „TAZ“ mitgebracht. Mein Produktionsleiter David Fermer wollte einmal die Dreharbeiten wegen des Wetters für ein paar Tage unterbrechen. Ich sollte das Drehbuch umschreiben, was ich weder konnte noch wollte. Im übrigen wurde während der Dreharbeiten einmal das Geld aus der Produktionskasse gestohlen. Das ist mir noch nie passiert. Wer es war, konnten wir nicht herausfinden. Eigentlich waren die Dreharbeiten ein Albtraum. Wenn Hanns Zischler nicht ständig gut gelaunt gewesen wäre, hätte ich das kaum durchgehalten. Unser gemeinsames Frühstück am Morgen mit Tagesspiegel und TAZ hat mir immer wieder neue Energien gegeben. Im übrigen zog das Cateringsfrühstück für das Filmteam zahlreiche Wespen an. Mehrere Leute wurden gestochen. Ich habe in der gesamten Umgebung des Drehorts nur an einer Stelle eine Spitzwegerichpflanze gefunden, die ich dem Gestochenen dann auf dem Stich verrieben habe. Ein Rezept meines Vaters, weil ich als Kind immer wieder Wespennester zerstört habe und dabei natürlich Wespenstiche abgekriegt habe. Eine andere Schwierigkeit war, dass die sieben Frauen während der Drehzeit in Mecklenburg immer wieder andere Termine hatten und daher immer wieder hergeholt werden mussten. Nur Guntram Brattia kam mit seinem Motorrad. Was mir auch Angst gemacht hat. Eine ganz besondere Schwierigkeit war die Reaktion von Irm Hermann. Als sie ein Bild von MA, das sie als Geburtstagsgeschenk Hanns Zischler übergeben sollte, gesehen hat, hat sie sich geweigert. Das Bild sei des Teufels. Hanns Zischler meinte, er könne mir wunderbare echte Ikonen stattdessen besorgen. Ich blieb hart und hatte ein langes privates Gespräch mit Irm. Da hat sie geweint und hat gesagt, dass sie auch bei der Kleidertauschszene mit Cora Frost bereit sei, oben ohne gefilmt zu werden. Ihr Busen sähe noch immer ganz schön aus. Am 24. August, dem 16. Drehtag, war Bergfest. Ich habe keine Erinnerung wo und wie das war. Am 1. September war drehfrei. Ich hatte einen Autounfall in der Friesenstraße. Am 2. September ist Cora Frost wieder in Mecklenburg und am 3. September ist dort unser letzter Drehtag. Am 4. 9. steht bei mir im Terminkalender „Schlange holen“. Am 5. September drehen wir die Konzertszene in einem großen Saal der HdK, der Platz für gut 500 Zuhörer hatte. Wir hatten vielleicht 100 Statisten. Ich habe denen kurz vor der Aufnahme erklärt, dass sie so laut Beifall klatschen sollen als wären sie vier oder fünfmal so viele. Sie haben das total verstanden. Leider hat Reinhold Vorschneider meine Ansage kaputt gemacht, weil er noch irgendein technisches Problem hatte. Ich denke, ich habe ihm das nie verziehen. Am 6. September drehen wir im Militärgebiet nördlich von Jüterbog den Marsch durch die Sandwüste und ein Picknick. Dafür brauchten wir auch noch eine Schlange, damit Nicolai sie im Film finden und fangen kann. Auf dem Weg dahin hat Sülbye Günar Cora Frost im Auto gesagt, dass sie keine gute Schauspielerin sei und deshalb keine neuen Angebote bekomme. Ich war nicht dabei und bemerke erst beim Drehen, dass mit Cora Frost etwas passiert ist. Sie war anders als sonst und total verschlossen. Ich frage sie in einer Drehpause und da erzählt sie mir das. Am 10 September ist der letzte Drehtag. Das Schlussfest ist im „La Cantina“ in der Bergmannstraße. |
31.03.16 | Zu den Autobiographie-Notizen: Am 13. September 1999 beginnen Karin Nowarra und ich mit dem Schnitt von „PARADISO“. Am 29. September sind wir fertig mit dem Schnitt und schauen uns den Film zusammen mit Wolfgang Böhmer, dem Komponisten, bei Geyer im Mischstudio an. Am 8. Oktober bringt Wolfgang Böhmer eine Musikprobe mit, am 11. Oktober eine weitere Probe. Am 20. Oktober ist die Musik fertig. Inzwischen sind auch die Titel von Trick-Wilk fertig. Vom 27. Oktober bis 29. Oktober machen wir den Musikschnitt. Der Filmtitel von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ macht neue Probleme. Eine New Yorker Firma „Tarzan Inc.“ hat die Markenrechte für das Wort „Tarzan“. Mein Anwalt in Köln handelt mit denen aus, dass wir den Titel auf allen Materialien weiter benutzen dürfen, nur für künftige Verwendungen (Fernsehausstrahlung, DVD usw.) muss er weggelassen werden. Am 2. Und 3. November wird der Film bei Geyer gemischt. Am 5. November ist Lichtbestimmung bei Geyer mit Herrn Brettmann. Am 9. November ist die Nullkopie-Abnahme bei Geyer. Ich hatte den Film für die Berlinale angemeldet und teile ihnen jetzt mit, dass ich die Kopie am 10. November vorbei bringe. Am 11. November am Spätnachmittag ruft mich Werner Gondolf von der Berlinale im Büro an und sagt, Herr Thome sitzen Sie oder stehen Sie. Ich sage, ich stehe. Er sagt, dann setzen Sie sich erstmal hin. Ich sage, jetzt sitze ich. Er sagt, Ihr Film „Paradiso“ ist für den Berlinale-Wettbewerb eingeladen. Ich sage, das glaube ich nicht, ich will das Schwarz auf Weiß vor mir sehen. Kurze Zeit später um 16.58 Uhr kommt ein Fax zur Bestätigung. Am 16. November telefoniere ich mit Ira von Ginanth vom Prokino Filmverleih und sage, dass mein neuer Film im Wettbewerb der Berlinale läuft. Sie sagt, wir wollen ihn unbedingt sehen, können aber erst am 4. Dezember nach Berlin kommen. Am 20. November ist die Team-Premiere im Filmpalast Berlin. Ich sage, bevor der Film läuft, ein paar einführende Worte und ganz am Ende, der Film läuft im Wettbewerb der Berlinale. Das wirkte wie eine Bombe. Nach der Vorführung kam Klaus Lackschéwitz, Chef der Degeto, zu mir und sagte, das ist ein schöner Abschluss für meine Tätigkeit bei der Degeto, denn zum Jahresende gehe er in den Ruhestand. |
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